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Brexit: der Countdown läuft weiter

Kolumne
Von IHK Vizepräsident Thomas Hempel

24.03.2020

Nun ist es also soweit - seit dem 1. Februar ist Großbritannien nicht länger Mitglied der Europäischen Union. Noch sind davon nur wenige Auswirkungen spürbar. Denn bis zum Ende der Übergangsphase gelten für Unternehmen mit wirtschaftlichen Beziehungen zum Vereinigten Königreich weiter die aktuellen Regelungen.

So lange bleibt Großbritannien Mitglied des EU-Binnenmarktes und der Zollunion. Über die künftigen Beziehungen des EU-Binnenmarktes und über ein Freihandelsabkommen sollen nun die Verhandlungen beginnen – allerdings erst ab März.

Damit bleiben nur noch acht Monate bis Ende November, um ein Abkommen zu vereinbaren, denn der Dezember wird u.a. für die Ratifizierungen gebraucht.
Ein sportlicher Zeitplan, in dem die EU die Briten so weit wie möglich an europäische Regeln binden möchte: das gilt für Sozial- und Umweltvorschriften, neue Klimaregeln oder das Verbot von Staatshilfen für Unternehmen. Insbesondere gilt es auch, einen europäischen Steuersenkungswettbewerb zu verhindern.

Gerade die Saarwirtschaft mit ihrer starken Exportabhängigkeit hat ein besonderes Interesse an einer wirtschaftlichen Basis mit fairen Spielregeln und nachhaltigen Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union. Denn sonst droht Ende 2020 ein ungeregelter Brexit, der die Wertschöpfungs- und Lieferketten vieler Betriebe massiv stören würde.

Mit jeder neuen Teileinigung in den nächsten Monaten entsteht mehr Klarheit darüber, ob wir es künftig auf den britischen Inseln eher mit Binnen - oder doch Drittlandshandel zu tun haben werden.

Bei alldem ist zu bedenken, dass die zweistelligen Rückgänge im Exportgeschäft von Automobil- und Zulieferindustrie sicherlich mit dem Brexit-geschwächten Pfund Sterling in Zusammenhang standen – aber auch mit Modellzyklen und den strukturellen Herausforderungen dieser Branche insgesamt. Von daher gilt es, wie auf allen anderen Märkten auch, die Zeichen der Zeit zu deuten und auf das richtige Pferd zu setzen.

Das gilt ebenso für die vielen saarländischen Lieferanten der zweiten und dritten automobilen Zulieferreihe. Dort ist der Rückgang der Bestellungen aus dem Vereinigten Königreich inzwischen ebenfalls angekommen. Aber: Auch anderswo werden Autos gebaut. Teilweise von denselben Herstellern, die innerhalb Europas schon auf der Kundenliste stehen. Es lohnt sich ein Blick nach Nordafrika, Kasachstan, Mexiko oder Korea.
 
Also: Optionen sichten, Risiken in den Blick nehmen, Chancen ergreifen! Zumal nicht überall die Diesel-Technologie so in Frage steht wie hierzulande. Wie war doch gleich das royale britische Motto? "Keep calm and carry on" – das sollte auch auf dem Kontinent funktionieren!
 
Ihr
Thomas Hempel
IHK-Vizepräsident